Apple Watch

Die Apple Watch: Ein Mini-Computer fürs Handgelenk

Meine Apple Watch ist jetzt seit knapp einem Jahr mein treuer Begleiter am Handgelenk. Als sie im Herbst 2014 angekündigt wurde, war die Erwartungshaltung nicht nur bei mir riesig. Hat sie diese Erwartungen letztlich auch erfüllt? Wie entwickelt sich der Markt für Wearables eigentlich überhaupt? Ist das auch etwas für mich? Diese und einige weitere Fragen soll dieser Überblick für Dich beantworten.

Apple Watch: Wer hat an der Uhr gedreht?

Wie schnell diese zwölf Monate schon wieder vorbeigingen. Mit einer Uhr am Handgelenk wird einem das noch viel klarer. Ich muss dazu sagen, dass die Apple Watch für mich ein Experiment war. Vorher war ich kein oder wenn überhaupt ein nur sporadischer Uhren Träger, eine Smartwatch war also erst recht kein Thema (ausser man zählt eine Casio zu dieser Kategorie). Deswegen war es spannend zu sehen, welchen Nutzen mir die Watch bringt und ob sie meine Ansprüche in Punkto Lifestyle erfüllt.

Ausser dem Anzeigen der Uhrzeit, was wirklich hervorragend funktioniert, da die Apple Watch ihre Zeitanzeige ständig über ein riesiges, globales Netzwerk mit dem U.S. Naval Observatory synchronisiert, kann sie doch doch einiges mehr bieten. Die wichtigsten und nützlichsten Features sind schnell auszumachen, wenn man sich eine Zeit lang mit dem Gerät beschäftigt hat.

Native Apps machen den Unterschied

Native Apps? Was ist das? Diese Frage ist mehr als berechtigt, denn leider bietet die Apple Watch, oder besser gesagt deren App-Entwickler, bisher nur wenige “echte”, also unmittelbar für das Gerät programmierte, Apps an. Die meisten sind lediglich Erweiterungen ihrer großen Brüder auf dem iPhone. Wäre fast egal, wenn man das nicht durch ewig lange Ladezeiten spüren würde. Will man zum Beispiel ein Workout mit der integrierten “Workout” App von Apple starten, geht das schnell und ohne lästige Wartezeit. Öffnet man hingegen eine Dritthersteller App wie die vom Sportnachrichten-Magazin Kicker, dauert das teilweise bis zu 10 Sekunden. Jeder Apple Watch Nutzer kennt das berühmte “Wheel of Death” bestens.

Es sind aber große Veränderungen in Sicht! Ab Juni verpflichtet Apple die Entwickler, alle Apps für die Apple Watch nativ zu machen – das heißt, jede App, die bisher nur eine Erweiterung der iPhone App darstellt, fliegt raus, wenn sie nicht umprogrammiert wird. Das ist für mich ein richtiger Schritt zum richtigen Zeitpunkt, denn nach einem Jahr Kennenlern-Phase sollten die Entwickler es jetzt hinbekommen, die Ressourcen der Watch voll auszunutzen. Ich bin gespant, was sie sich alles einfallen lassen.

Benachrichtigungen per Fingertip

Das für viele nützlichste Feature sind die Benachrichtigungen, die über die Watch vermittelt werden. Wirklich jeder Träger einer Apple Watch, mit dem ich darüber gesprochen habe, ist dieser Meinung. Tatsächlich entfällt damit das lästige aus-der-Hose-ziehen bei jeder Nachricht, ein kleiner Tip auf das Handgelenk signalisiert die neue Mitteilung und durch einfaches Anheben des Arms kann man die Nachricht schnell lesen. Doch so einfach und toll das ganze klingt, bringt die Funktion doch noch einige Schwächen mit sich. Das Antworten auf Nachrichten ist fast unmöglich, denn ganz ehrlich, die vorgeschlagenen Antworten reichen allerhöchstens für kurze Antworten wie “Ja”, “Nein” oder “Wie geht’s dir” aus.

Will man einen längeren Text eingeben, bleibt einem über die Watch nur das Sprachdiktat – und das ist nicht immer wirklich praktisch oder umsetzbar. Zum einen sieht es komisch aus, wenn man in der U-Bahn steht und in seine Uhr hineinredet, zum anderen darf die Geräuschkulisse nicht gerade hoch sein. Bleibt also oft nur, dass iPhone doch aus der Tasche zu ziehen und darüber zu antworten. Beim telefonieren verhält es sich ähnlich, in ruhiger Umgebung (zu Hause) ganz praktikabel, aber unterwegs auf dem Bike oder in der Stadt ist der Lautsprecher einfach zu schwach/zu klein – was einfach der Größe des Geräts geschuldet ist und damit auch verständlich ist.

Fahrrad fahren mit der Apple Watch

´Das Workout macht damit richtig Spass

Was mit der Apple Watch richtig Bock macht ist Sport! Ich gehe regelmäßig laufen und fahre auch viel Fahrrad. Dabei nutze ich stets die “Workout” App. Die startet nicht nur schnell, sondern ist denkbar einfach zu Bedienen. Entweder legt man sich ein Trainingsziel fest, wie etwa eine bestimmte Anzahl an Kalorien oder die Strecke, oder man drückt Start und läuft einfach drauf los. Das Coole ist, dass man dafür nicht mal sein iPhone dabei haben muss. Wenn man die Watch wie hier beschrieben vor dem ersten Workout kalibriert, kann man das iPhone ruhig zuhause liegen lassen. Hat man noch einen Bluetooth Kopfhörer parat, ist es sogar möglich nur über die Watch dabei Musik zu hören, wenn man diese vorher synchronisiert hat.

Meine Watch mit den verschiedenen Armbändern
Meine Watch mit den verschiedenen Armbändern

Ziemlich viele Kombinationsmöglichkeiten

Lassen wir mal die Neuwagen-teuren Gold Editionen außen vor, gibt es die Watch generell in zwei Varianten zu kaufen, einmal aus Aluminium und einmal aus Edelstahl. Beide gibt es in verschiedenen Farben, Größen und mit einer großen Auswahl verschiedener Armbänder. Das ist für mich der überraschendste Aspekt. Ich hätte nicht gedacht, dass innerhalb eines Jahres so viel verschiedene Kombinationsmöglichkeiten angeboten werden. Und dabei reden wir nur von den “offiziellen” Armbändern, darüber hinaus gibt es noch wahnsinnig viele von Drittherstellern zu kaufen. Es ist zu hoffen, dass man die bereits gekauften Bänder auch bei einer eventuellen Nachfolgevariante weiterhin nutzen kann.

Ich habe mir meine Apple Watch Sport damals mit dem schwarzen Sportarmband gekauft und zuletzt ein graues Nylonband dazu geholt. Mir reicht das an Kombinationsmöglichkeiten erstmal, doch ich kenne viele die mehrere Bänder, auch von anderen Herstellern, besitzen und regelmäßig wechseln. Der Lifestyle Aspekt wird damit für mich absolut erfüllt – ich finde dass die Watch optisch sehr schick ist, sowohl im Alltag als auch zu “gehobeneren” Anlässen. Außerdem kann man sie sehr gut individualisieren, nicht nur durch die Armbänder, sondern auch durch die Auswahl an Zifferblättern.

Was kann denn die Konkurrenz so?

Und wer ist eigentlich die Konkurrenz? Die größte, wie kann es auch anders sein, ist Samsung. Mit der Gear S2 hat der koreanische Technik-Riese einen ähnlichen Weg wie Apple eingeschlagen, aber nicht kopiert. Sie haben sich anscheinend, wie auch bei den neuen Galaxy Modellen der 7er-Reihe, viele Gedanken gemacht wie man die Design-Lücke, die durchaus groß war, schließen kann. Herausgekommen ist eine optisch ansprechende, in ähnlich vielen Varianten erhältliche Smartwatch, die sich doch in einigen Merkmalen unterscheidet.

Rund statt eckig

Das ist der größte und auffälligste Unterschied. Statt auf ein quadratisches Display zu setzen, was sicherlich Platzvorteile bietet und ein besseres User Interface ermöglicht, hat Samsung ein rundes Display verbaut. Die Rundung wird auch effizient genutzt – nämlich durch einen auf dem Gehäuse sitzenden, drehbaren Ring, mit dem man zum Beispiel scrollen oder durch verschiedene Menüpunkte/Einträge blättern kann. Die Apple Watch erledigt diese Aufgaben mit der sogenannten digitalen Krone, die sich manchmal ein wenig zu klein anfühlt. Ein weiterer kleiner Vorteil ist, dass man die Gear S2 mit einer wesentlich größeren Anzahl an Smartphones nutzen kann. Die Apple Watch funktioniert bekanntlich nur mit einem iPhone, aber das kennt man von Apple und ist dementsprechend auch konsequent.

Und was gibt es sonst noch?

Der Markt für Wearables ist gerade erst am wachsen, die ersten massentauglichen Fitness Tracker gibt es von Lifestyle-Unternehmen wie Fitbit oder Jawbone schon seit einigen Jahren zu kaufen. Smartwatches wie die Apple Watch oder Samsung Gear S2 sind Geräte der ersten Generationen, dementsprechend auch Neuland für die Hersteller und eher dazu geeignet, Potenziale zu erkennen und zu testen, wie gut so etwas adaptiert wird. Die passende Technologien sind vorhanden, jetzt gilt es herauszufinden, welche davon wirklich sinnvoll für den Mini-Computer am Arm sind.

Die Dinger haben definitiv Potenzial

Wie aus dem Beitrag sicherlich herauszulesen ist, bin ich wirklich zufrieden mit meiner Watch. Ich gehe keinen Tag ohne sie aus dem Haus und bin tatsächlich zu einem überzeugten Uhrenträger geworden. Wir dürfen gespannt sein, was die nächsten Versionen an Verbesserungen und Features mit sich bringen. Heiße Themen sind sicherlich die Anbindung an das mobile Netzwerk, weitere Sensoren oder neue Batterietechnologien – vielleicht gibt es sogar die ein oder andere Überraschung!?

Das Potenzial ist definitiv vorhanden, und schaut man sich die Verkaufszahlen an – mehr als 15 Millionen Exemplare der Apple Watch im ersten Jahr – scheint die Adaptionsrate nicht so schlecht zu sein. Den großen Durchbruch mit dem iPhone schaffte Apple, gerade in Europa, auch erst mit dem iPhone 4. Nach dieser Regel wäre also noch etwas Zeit, die Smartwatches in die richtige Richtung weiter zu entwickeln.

Trotzdem nichts für jedermann

Empfehlen würde ich eine Smartwatch allerdings im Moment nur denen, die sich darüber im Klaren sind, dass es lediglich eine Uhr bzw. ein Fitness Tracker mit erweiterten Funktionen wie Benachrichtigungen und Apps ist. Allen anderen, die davon erwarten das Smartphone ersetzen zu können oder dass die Watch das Leben entscheidend verbessern kann, ist von einem Kauf erstmal abzuraten. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.

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