Masdar – Stadt der Zukunft

„Masdar“, das arabische Wort für „Quelle“ oder „Ursprung“, ist gleichzeitig auch ein Symbol für ein Großversuch und ein Vorzeigeprojekt, welches das städtische Leben nachhaltig verändern soll.

Masdar City, ein Ort, südlich von dem am Persischen Golf gelegenen Emirat Abu Dhabi, soll die erste Stadt der Welt werden, die sich ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt. Ausgerechnet hier in den Vereinten Arabischen Emiraten, die über die siebtgrößten Ölreserven der Welt verfügen und die Energieversorgung auf Jahrzehnte sichergestellt ist, möchte man der Vorreiter sein und zeigen wie saubere Energien effizient genutzt werden können. Dieses Projekt könnte Lösungen dafür bieten, um eine nahende Klimakatastrophe zu verhindern, aufgrund des nicht zuletzt massiven Anstiegs an CO2-Emissionen in Städten und der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Doch wie soll sich eine Stadt vollkommen ohne der Nutzung fossiler Brennstoffe versorgen können? Auf diese Frage geht dieser Artikel genauer darauf ein.

Masdar_City

Eine Stadt entsteht

Zurzeit wird in Masdar noch kräftig gebaut. Das Zentrum der Stadt bildet das Masdar Institute of Science and Technology. Dieser Campus soll zur Elitehochschule reifen, bis die Stadt 2030 fertig erbaut ist. So sichert sich Masdar City die Kreativität und das Wissen von jungen Absolventen, die zur Verwirklichung dieser Vision beitragen sollen. Die Universität verfügt über vier Forschungslabore und über eine Bibliothek. Zudem sind nur 20 Prozent der Studenten Einheimische und kommen aus 52 unterschiedlichen Ländern. Also wer eine Passion für Technologie und  Wissenschaft hat und mit ambitionierten Studenten ein Zukunftsprojekt verwirklichen möchte, kann sich auf der Website des Campus nach geeigneten Studienplätzen umsehen.

Als Energiequelle wird die Sonne genutzt und soll die Energieversorgung für 50.000 Menschen sicherstellen. Alle Dächer der Stadt werden mit Solarmodulen ausgestattet, allerdings wird damit nur ein Drittel des Energiebedarfs gedeckt. Viel wichtiger noch, ist das 20 Hektar große Solarkraftwerk am Rande der Stadt. Kommt es zum Überschuss an Strom, wird dieser in das Stromnetz von Abu Dhabi weitergeleitet. So exportiert Masdar auch noch sauberen Strom und kann sich dadurch eine wichtige Einnahmequelle sichern.

Leben in der Wüste

Im Hochsommer können die Temperaturen im Emirat auf 55 Grad ansteigen. Aber Masdar City möchte dazu einladen, dass man seine Freizeit draußen verbringt. Doch wie ist das möglich, bei fast unmenschlichen Temperaturbedingungen?

Die Ökostadt ist mit engen Gassen angelegt, die wie ein Windtunnel wirken sollen. Außerdem sorgt ein Windturm dafür, dass der Wind oben eingesaugt wird und mithilfe eines Trichters als kühler Luftzug unten ankommt.

Zudem werden die Gebäude mit einer dicken Isolierschicht gegen die Hitze geschützt. Und es wurde die Anzahl an Fensterflächen, die mehr Wärme durchlassen, deutlich verringert. So bleibt es immer schön kühl in den Gebäuden, ohne dass Klimaanlagen im vergleichbar großen Maße Strom verbrauchen. Diese Methoden zeigen, wie man umweltfreundlich baut und sie finden immer mehr Verwendung in der Gegenwart.

Sparsamkeit wird zum Lifestyle

Das Trinkwasser auf der Welt ist knapp. Vor allem in der Wüste. Ein Einwohner der Vereinten Arabischen Emirate verbraucht durchschnittlich 550 Liter Wasser am Tag. Der Pro-Kopf Verbrauch in Deutschland liegt bei 121 Liter pro Tag. Masdar City peilt währenddessen rekordverdächtige 105 Liter pro Tag an. Um dieses Ziel zu erreichen, wird der Wasserverbrauch jedes einzelnen Bewohners genau dokumentiert. Das selbe gilt für den Stromverbrauch jedes Einzelnen. Sollte der Wasserverbrauch mal zu hoch sein, wird man von der Campusdirektion persönlich darauf hingewiesen. Dies soll die Energieeffizienz in der Ökostadt erhöhen. Natürlich kann man nicht immer jeden Bewohner darauf hinweisen, dass sein Verbrauch zu hoch ist deswegen leuchtet der Windturm auch schon mal rot auf und zeigt so an, dass die Wasserversorgung am nächsten Tag reduziert wird.

PodCar

Von A nach B

Um sich in der Stadt fortzubewegen, wird ausschließlich mit Elektro-Autos gefahren. Benzinschleuder sind in der Stadt offiziell verboten. Allerdings möchte man in Masdar City fußgängerfreundlich bleiben, deswegen werden vollautomatische Fahrkabinen eingesetzt, sog. „Pod Cars“. Sie fahren ca. 40 km/h schnell und können den Abstand zum vorausfahrenden Wagen berechnen und parken auch selbständig. Aufgeladen werden die Batterien der „Pod Cars“ auch mithilfe von Sonnenenergie. Ein weiterer Vorteil des Nutzens dieser Fahrzeuge ist der hohe Sicherheitsstandard. Die Fahrzeugkabinen erkennen bereits aus der Ferne einen Passanten, der sich auf ihrer Fahrspur aufhält und mithilfe eines Lasersystems bremsen sie automatisch ab und kommen 3 Meter vor einem Passanten zum Stehen.

Die Finanzierung

Die Kosten des Gesamtprojekts belaufen sich auf 18 Milliarden US-Dollar. Zahlreiche Großkonzerne aus der Finanz-, Technologie- und Pharmabranche investieren in dieses Projekt. Bereits jetzt haben einige europäische Unternehmen ihre Geschäftszentralen nach Masdar City verlegt. 2030 soll die Stadt, die sich über 6 km² erstreckt, fertiggestellt sein. Während der Finanzkrise im Jahre 2008 stand das Projekt allerdings kurz vor dem Aus. Auch am Persischen Golf fielen damals die Immobilienpreise ins Bodenlose. Doch nun soll der Bau, wie erwartet, in 15 Jahren vollendet sein und weltweit stehen Unternehmen Schlange, um sich hier niederlassen zu können. Die Finanzierung dieses Vorzeigeprojekts scheint für die Zukunft wohl gesichert zu sein.

Was können wir uns abschauen?

Masdar City, die erste Stadt der Welt, die sich ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt. Ein Ort, wo auch nachhaltig gebaut wird und die Gebäude einen geringeren Energieverbrauch haben. Sollten die knappen Ressourcen an Wasser überdimensional verbraucht werden, wird die Gemeinschaft zum Regulieren gezwungen. Möchte man von A nach B kommen wird dies ausschließlich mit Elektroautos ermöglicht und mit einem einzigartigen Transportsystem aus selbstfahrenden Transportkabinen, die mithilfe von ausgeklügelten Sicherheitssystemen eine angenehme Fahrt für jeden Passagier möglich machen. Ob diese Ökostadt eine universelle Lösung für alle Städte auf der Welt bietet, um umweltfreundlicher zu sein, ist fraglich. Allerdings ist diese Vision einer Ökostadt ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dass die Welt zu einem umweltfreundlicheren Ort wird. Zumal sich die Anzeichen verdichten, dass die Erde kurz vor einem Klimakollaps steht und das nicht zuletzt wegen dem enormen Anstieg an CO2 Emissionen in den Städten.

Fotos: Businessgreen, 2getthere, acceleroblog